Gemäss WHO wird zur besseren Abgrenzung der Indikationen die Umgebung innerhalb eines Spitals in zwei Zonen, der Patientenumgebung (direkte Patientenumgebung) und der Spitalumgebung (erweiterte Patientenumgebung), eingeteilt
In der Patientenumgebung werden zudem noch zwei zusätzlich kritische Situationen unterschieden, die invasiven/aseptischen/sauberen Handlungen und der Kontakt mit Körperflüssigkeiten (Swissnoso, 2021)
Indikationen
Gemäss Swissnoso (2021) haben einige Spitäler die Erfassung der Händedesinfektion nach 4 Indikationen umgestellt:
VOR Patientenkontakt/-umgebung VOR invasiver/aseptischer/sauberer Handlung NACH Kontakt mit Körperflüssigkeit NACH Patientenkontakt/-umgebung
Diese 4 Indikationen werden ebenso in der Public Health care Beschreibung von Ontario für die Händehygiene angegeben (Public Health Ontario, 2014)
Vor Patientenkontakt/ -umgebung
Vor Begrüssung des Patienten
Vor Eintritt Saal, Narkoseeinleitung, -ausleitung (bei Patienten)
Vor invasiver und aseptischer Handlung
Vor Einlage von Kathetern (PVK, ZVK, Arterie, etc.)
Vor Durchführung von Regionalanästhesien
Vor Intubation, Magensonde legen, assistieren zur Intubation
Vor Aufziehen und Richten von Medikamenten, Infusionen
Vor Injektion von Medikamenten und Anhängen von Infusionen
Vor Applikation von Augensalbe
Vor Anziehen von (sterilen) Handschuhen
Nach Kontakt mit Körperflüssigkeiten
Blut, seröse Flüssigkeiten
Speichel
Magensaft
Urin, Ausscheidungen
Nach Patientenkontakt/ -umgebung
Nach Verlassen von Saal, Einleitung, Ausleitung (wenn Patient dort)
Vor Griff in Anästhesiewagen, Regionaltisch, Schränke, etc.
In Notfallsituationen ist eine Händedesinfektion zweitrangig
Händehygiene vor Intubation
Die KRINKO (2013) und Larsen et al. (2012) empfehlen vor der Intubation eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen und keimarme Handschuhe zu tragen
Larsen et al. (2012) empfehlen zudem auch eine Anreichung des Trachealtubus unter aseptischen Bedingungen
Tratzel et al. (2020) empfehlen Doppelhandschuhe bei der Intubation zu tragen, damit nach der Intubation sehr schnell weitere Handgriffe vorgenommen werden können, ohne dass dabei mit kontaminierten Handschuhen alles angefasst wird
Die Applikation der Augensalbe stellt ebenfalls eine invasive Tätigkeit dar, daher soll zuvor eine Händedesinfektion erfolgen
Medikamente injizieren
Bevor Medikamente dem Patienten injiziert werden, wird eine Händedesinfektion empfohlen
Die Injektion von Medikamenten stellt eine invasive Tätigkeit dar
Wenn mehrere Medikamente nacheinander injiziert werden, kann dies in einem Schritt erfolgen, ohne dass dazwischen eine Händedesinfektion notwendig ist
Flächendesinfektion an Geräten und Arbeitsfläche
Eine wichtige Rolle spielt die Verhinderung von Erregerübertragungen von einem auf den nächsten Patienten (Kreuzkontamination)
Um dies gewährleisten zu können, muss eine Flächendesinfektion von Anästhesiegeräten und Versorgungswagen nach Eingriffen und Gebrauch durchgeführt werden
Vor allem die „high touch surfaces“ der Beatmungsgeräte, dies beinhaltet die Arbeitsoberfläche des Beatmungsgerätes inklusive der Eingabegeräte, der Gasregler, Schläuche und Kabel, der Beatmungsbeutel und der Monitor mit dazugehöriger PC-Tastatur und Maus sollen nach jedem Gebrauch wischdesinfiziert werden (Tratzel et al., 2020)
Referenzen
Larsen, R. & Müller-Wolff, T. (2012). Arbeitsplatz und Patient: von der Vorbereitung bis zur Ausleitung, Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege, 8. Auflage, S. 58-75
Public Health Ontario (2014). Best Practices for Hand Hygiene in All Health Care Settings, 4th edition
Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (2013). Prävention der nosokomialen beatmungsassoziierten Pneumonie. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 11, 1578-1590
Swissnoso (2021). CCM-CleanHands: Handbuch
Tratzel, J., Brinkmann, A., Kaltwasser, A., Dubb, R., & Nachtigall, I. (2020). Anäthesiebezogene Hygiene und Infektionsprävention bei Operationen. Krankenhaushygiene up2date, S. 335-350