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Notfalltherapie
Indikation
Bei Auftreten von mittleren bis schweren Intoxikationssymptomen, spätestens bei Kreislaufinstabilität.
Dosierung
Sofort 1.5 ml/kg KG (Idealgewicht) SMO Flipid 20%® über 2-3 Minute (Daumenregel Erwachsen: Erstversorgung 2x50ml)
Infusion mit 15ml/kg KG/h bis Patient stabil. Maximal 12 ml/kg KG (Idealgewicht)
Wenn keine Wirkung 2x Bolus wiederholen im Abstand von 3-5 min
Bei anhaltender Hypotonie Infusionsmenge auf 30ml/ kg KG/h erhöhen
Weiteres Vorgehen
Krampfprophylaxe mittels Benzodiazepinen
Kein Propofol bei Kreislaufinstabilen Patienten
Bei Adrenalingabe bei Kreislaufinstabilität max. 1 Mikrogramm/kg KG (Interagiert mit SMOFlipid®)
Bei Herzkreislaufstillstand Herz-Lungen-Maschine/ECMO in Betracht ziehen.
Diagnostik
2 Blutentnahmen zur Bestimmung des LA-Spiegels (WEISSES SERUMRÖHRCHEN)
Erste Entnahme sobald als möglich
Zweite Entnahme nach 30 min
Vermeide
Vasopressin (Erhöhung des peripheren Widerstands durch Vasopressin senkt bei der toxischen Kardiomyopathie den Cardiac Output und kann somit die Kreislaufstabilisierung verzögern)
Calcium-Kanal-Blocker ( Senkt die kardiale Kontraktilität)
Beta-Blocker (Senkt die kardiale Kontraktilität)
Weitere Lokalanästhetika (Antiarrhythmika möglichst Cordarone, KEIN LIDOCAIN)
Überwachung
Nach Stabilisierung ist eine intensivmedizinische Überwachung für mindestens 2 h bei ausschliesslich neurologischen Symptomen, sonst 4-6h angezeigt.
Prophylaxe
Empfohlene Maximaldosis nicht überschreiten (Siehe Tabelle unten)
Testdosis mit Adrenalin 5 μg/ml (0.2 ml/kg KG, max. 3 ml) um intravasale Injektionen zu detektieren
Aspiration vor Injektion (Cave: nicht sehr sensitiv!) Direkt am Katheteranschluss. Injektion durch Filter
Langsame, fraktionierte Injektion der Gesamtmenge
Patient überwachen bis 30-45 Minuten nach Injektion
Erhöhtes Risiko für LA-Intoxikation
Ort der Applikation
Fortgeschrittenes Alter
Kardiale Risikofaktoren wie Herzinsuffizienz, Koronare Herzkrankheit, Rhythmusstörungen
Lebererkrankungen
Niedrige Plasmaproteinkonzentration
Metabolische und respiratorische Azidose
Standort SMO Flipid 20%® am Luzerner Kantonsspital (LUKS)
OP-OG: Anästhesie Material-/Geräteraum oberhalb Kühlschrank
OP-EG: Anästhesie Material-/Geräteraum oberhalb Kühlschrank
OP-Neue Frauenklinik: Medikamentenschrank
OP-Kinderspital: Unterhalb Medikamentenschrank in Schublade
OP-Urologie: Medikamentenschrank
OP-Augenklinik: Medikamentenschrank
OP-HNO: Schublade unterhalb Medikamentenschrank
AWR-OG: Korpus 23 und Kasten 5 ( 2 Standorte)
AWR-NFKL: Kasten im Gang beim AED
Zeichen der LA-Intoxikation
Generell unterscheidet man neurologische von kardialen Symptomen bei der Lokalanästhetikaintoxikation. Dabei treten, bei wachen Patienten, die neurologischen Symptome früher auf als die kardialen.
Mild
Periorale Taubheit
Kribbeln der Zunge
Metallgeschmack
Verwaschene und verlangsamte Sprache
Verschwommenes Sehen
Mittel
Tremor
Schwindel
Nystagmus
Benommenheit
Schwer
Generalisierter tonisch-klonischer Krampfanfall
Koma
Nullinien-EEG
Hypotonie (Initial Hypertonie und Tachykardie möglich)
Herzkreislaufstillstand (Sowohl Tachyarrhythmien als auch Bradyarrhythmien und Blockbilder sind möglich)
Empfohlene Maximaldosis der Lokalanästhetika
Lokalanästhetikum | Maximaldosis ohne Adrenalinzusatz |
---|---|
Bupivacain | 2.5 mg/kg KG |
Levobupivacain | 2.5 mg/kg KG |
Ropivacain | 3-4 mg/kg KG |
Lidocain | 5 mg/kg KG |
Prilocain | -7 mg/kg KG |
CAVE: Je nach Injektionsort und Resorption in die Blutbahn können auch schon geringere Dosen toxische Symptome erzeugen.
Links
American society of regional anaesthesia and pain medicine
The Association of Anaesthetists of Great Britain & Ireland 2010
Quellen
Checklist for treatment of local anesthetic systemic toxicity, American society of regional anesthesia and pain medicine
Millers`s Anaesthesia, Sixth Edition, Chapter 14 and 43
Textbook of regional anesthesia and acute pain management, A. Hadzic
Kinderanästhesie, Martin Jöhr, Kapitel 5
Prävention und Therapie der systemischen LA-Intoxikation Aktualisierte Handlungsempfehlung der DGAI S1 Leitlinie Anästh Intensivmed 2020; 61:225-238