Contents
Eingriffsspezifische Besonderheiten
Vorkommen
Typische Altersgruppe: mehrheitlich kleine Kinder (Häufigkeitsgipfel 1 – 3 Jahre)
Knaben doppelt so häufig wie Mädchen betroffen
Rechtseitiges Bronchialsystem häufiger betroffen als das linksseitige
Fremdkörper
Nahrungsmittel (V.a. Nüsse, Weintrauben, Karotten, Äpfel)
Bei älteren Kindern auch kleine Spielzeugteile (Plastik, Metall) und Gebrauchsgegenstände (z.B. Schrauben, Nadeln)
Symptome
Beobachtetes Aspirationsereignis
Plötzlicher Husten, ggf. Verbunden mit Atemnot, Stridor, pfeifender Atmung und/oder Zyanose
Bei unerkannter Fremdkörperaspiration evtl. akuter oder chronischer Husten/Atemwegsinfekt
Bei anamnestischem Verdacht auf Fremdkörperaspiration sind folgende Informationen wichtig:
- Was genau wurde aspiriert (evtl. Vergleichsobjekt mitbringen lassen)
- Lebensmittel gekocht oder roh, geschält oder ungeschält
- Ereignis beobachtet oder nur vermutet
- Wann ist das Ereignis aufgetreten
- Initiale Symptome und Symptome im Verlauf
- Zeitpunkt der letzten Mahlzeit
Diagnostik / Evaluation
Klinische Befunde
Häufig in- oder exspiratorischer Stridor oder exspiratorisches Giemen
Eventuell einseitig oder regional abgeschwächtes oder fehlendes Atemgeräusch
Röntgen
Im Notfall ist ein Röntgen-Thorax meistens verzichtbar
Aspirierte Fremdkörper sind meist nicht röntgendicht und daher im Röntgen-Thorax nur selten unmittelbar zu sehen
Falls eine Röntgen-Thorax Aufnahme veranlasst wird, genügt eine Ebene = ap (antero-posterior)
Thorax-Rx-Bild möglichst in Exspirationsstellung durchführen
Radiologische Zeichen:
- Umschriebene Überblähung durch Ventilmechanismus auf der Fremdkörperseite
- Gegebenenfalls mit Mediastinalverlagerung zur Gegenseite
- Gelegentlich diskrete Verminderung der Lungengefässzeichnung oder Atelektase
- Auf der Fremdkörperseite mit kompensatorischer Überblähung der Gegenseite
Vorgehen bei V.a. auf Fremdkörperaspiration
Meist präsentieren sich die Kinder jedoch in einer klinisch mehr oder weniger stabilen Situation
Falls stabil weitere Diagnostik unter Einhaltung der Nüchternzeiten und optimaler Vorbereitung
Grundsätzlich jederzeit Risiko bezüglich möglicher Zunahme der Symptomatik durch
- Anschwellen des Fremdkörpers
- Migration des Fremdkörpers mit Okklusionsgefahr
Deshalb ist eine entsprechende Überwachung notwendig
Anästhesieverfahren
Immer initial flexible Bronchoskopie über Endoskopiemaske (nach Frey) (durch pädiatrischen Pneumologe oder Anästhesie)
- Schonendes Vorgehen für das Kind
- Gute Diagnostik
- Rascher Ablauf
- Gabe von Lidocain topisch
Bronchoskopgrössen Pneumologie Kinderspital
Körpergewicht Kind | Bronchoskop | Aussendurchmesser (OD) Innendurchmesser (ID) |
---|---|---|
Kleiner als 15 kg | Olympus BF-XP190 | OD 3.1mm ID 1.2mm |
15-25 kg | Olympus BF-3C160 | OD 3.8mm ID 1.2mm |
> 25 kg | Olympus BF-P160 | OD 4.9mm ID 2.0mm |
Bei Nachweis und Lokalisation eines Fremdkörpers in den Atemwegen erfolgt eine starre Bronchoskopie
In ca. 3/4 der Fälle wird bei V.a. Fremdkörperaspiration in der Bronchoskopie ein Fremdkörper gefunden
- Zahlen LUKS bei 209 Bronchoskopien (Reimers und Schlegel 1995 in Aktuelle Probleme der ORL)
Narkoseführung
Grundsätzlich ist eine Maskeneinleitung mit Sevofluran in Spontanatmung zu favorisieren
Im weiteren Verlauf bei lokalisiertem Fremdkörper Umstellung auf Propofol/Ultiva möglich
Fiberoptische Applikation von Lidocain (0.5-1%, max 4mg/kgKG verteilt auf 2 Dosen) oberhalb und unterhalb der Stimmbandebene
Bei starrer Bronchoskopie zwingend Relaxation (z.B. Mivacron) und Beatmung über Bronchoskop-Seitenport (Bei kleinen Tidalvolumina keine Kapnometriekurve ableitbar)
Abschwellung
- Steroide (falls nicht präoperativ schon erhalten)
- Diclofenac (respektive Ibuprofen bei Kinder 3-12 Monate oder Kinder >12 Mte und <10kg)
PONV-Prophylaxe bei Kinder >2 Jahren
Organisatorisch
Die flexiblen und starren Bronchoskopien werden ab sofort neu im Kispi-Op durchgeführt
Für die Bronchoskopie müssen folgende Personen aufgeboten werden:
- Kinderpneumologe (über 6953 oder 6838, falls anwesend)
- Dienst-OA HNO (über 1350)
- Anästhesie (über 1425 Mo-Fr 07-19h oder über 1501)
- OP-Pflege Kispi-Ops (über 1260)
- OP-Pflege HNO (über 1360 oder über Dienstarzt HNO)
Der Kispi-Hintergrunddienst soll grosszügig involviert werden
Präoperative Massnahmen
Vorbereitende Massnahmen
Stationäre Aufnahme zur Überwachung bzw. vor Bronchoskopie
Aufklärung Bronchoskopie gemäss Aufklärungsbogen (siehe Beilage)
Periphere intravenöse Leitung, evtl. Blutentnahme bei Verdacht auf Infektion
Steroide
Evtuell systemische Steroide (Methylprednisolon 2mg/kg iv) zur Abschwellung der Atemwege
Antibiotika
Co-Amoxicillin 40mg/kg 12 stdl. iv gemäss Situation
- Infektzeichen
- Verdacht auf länger liegenden Fremdkörper
Inhalation
Salbutamol 20 Minuten vor der Bronchoskopie
- Ventolin 2 Hübe <20kg
- 4 Hübe >20kg via Vorschaltkammer
Überwachung vor Bronchoskopie
Normalstation mit SpO2-Monitoring
Puls, Atemfrequenz und Temperatur initial 2 stündlich
Literatur
1. C. E. Interdisziplinäre Versorgung von Kindern nach Fremdkörperaspiration und Fremdkörperingestion. AWMF Leitlinien-Register Nr 001/031- S2k Leitlinie 2015.
2. Mani N, Soma M, Massey S, Albert D, Bailey CM. Removal of inhaled foreign bodies–Middle of the night or the next morning? International Journal of Pediatric Otorhinolaryngology 2009;73:1085-9.
Autoren
Prof. Dr. med. Nicolas Regamey (Pädiatrische Pneumologie)
Dr. med. Christoph Schlegel (HNO)
Dr. med. Martin Hölzle (Anästhesie)
Prof. Dr. med. Philipp Szavay (Kinderchirugie)
Markus Diehl (Operationsabteilung Kinderspital)
Monika Molisak (Operationsabteilung HNO Op)
Dr. med. Patrick Imahorn (Kindernotfallstation)
Prof. Dr. med. Thomas Neuhaus (Chefarzt Pädiatrie)
Version: 01/17