Sectio Caesarea

Sectio Caesarea

Eingriffsspezifische Besonderheiten

Aspirationsprophylaxe

Elektive Sectiones: Keine Aspirationsprophylaxe mehr

Notfallsectiones: Na-Citrat 30ml/0.3M (2Kapseln) vor Abfahrt in den OP

Antibiotikaprophylaxe

Cefazolin 2g i.v. nach Abnabelung

 Erythrozytenkonzentrate

Verantwortlich für eine aktuelle Blutgruppenbestimmung und ein aktuelles Type and Screen und die Blutbestellung sind die Geburtshelfer
  • Die bestellten Erythrozytenkonzentrate bleiben in der Regel im Labor
  • Für den Holdienst bei Gebrauch von Erythrozytenkonzentraten sind die Hebammen verantwortlich 
Comorbiditäten Type and Screen aktuell Bereitstellung EK im Labor
Reguläre Sectio  ✓ X
Bekannte irreguläre Antikörper (Ausnahme Anti-D-Antikörper nach Rhophylac®-Gabe) 2 EK
Mehrlingsschwangerschaften 2 EK
Lageanomalien der Plazenta 2 EK
Plazentationsstörung 2 EK
St. n. transfusionspflichtiger postpartaler Hämorrhagie (PPH) 2 EK
Bekannte Gerinnungsstörung 2 EK

Örtlichkeit

  • Elektive Sectiones: OPS  NFKL
  • Stufe 2: OPS NFKL, falls alle Säle besetzt  sind GEBS OPS (in Rücksprache mit Operateur)

Sectio-dringlichkeit (Neu 2021)

 
Grad Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Elektiv
Begriff Notsectio Ungeplant dringend Ungeplant nicht dringend Geplant
Definition Lebensbedrohlicher Notfall für Mutter / Kind Beeinträchtigung von Mutter / Kind, die nicht direkt lebensbedrohlich ist Keine Beeinträchtigung von Mutter / Kind aber Sectioindikation gegeben Mindestens am Vortag im OP-Programm geplant
Beispiel – Schwere Bradykardie
– Uterusruptur
– Eklampsie
– Geburtsstillstand
– CTG-Verschlechterung
– Geburtsstillstand
– Präeklampsie
– Blasensprung ohne Wehe bei vorgesehener Sectio
 
Entscheid – Entbindung Vorgabe: 20min
Ziel: So schnell wie möglich
Vorgabe: 60min
Ziel: 45min
Vorgabe: 2 h
Ziel: Absprache
 
Anästhesie Vollnarkose Spinalanästhesie oder PDA-Aufspritzen oder Vollnarkose Spinalanästhesie oder PDA-Aufspritzen oder Vollnarkose Spinalanästhesie oder Vollnarkose

Ablauf

  • Stufe 3:
    Patientin wird im Saal eingeleitet. Nach Punktion bei suffizientem Niveau kann DK gelegt und abgedeckt werden
  • Stufe 2 und Stufe 1 in RA:
    Patientin wird im Saal eingeleitet. Hebamme (mit CTG) und Operateure sind von Anfang an im Saal anwesend. Nach Punktion respektive Aufspritzen der liegenden PDA kann der DK gelegt (falls nicht schon vorhanden) und abgedeckt werden
  • Stufe 1 in AA:
    Patientin wird im Saal eingeleitet. Während Präoxigenierung wird der DK gelegt (falls nicht schon vorhanden), der Bauch desinfiziert und das Operationsgebiet steril abgedeckt. Wenn Geburtshelfer schnittbereit, Einleitung der Anästhesie. Sobald der Atemweg gesichert ist, Freigabe der Patientin zur Operation

Dokumentation

  • Stufe 3:
    Zusätzlich zur üblichen Dokumentation, notieren von Ende Anästhesieeinleitung, Schnitt, Eröffnung des Peritoneums, Uterotomie, Abnabelung und Uterotomie-Entbindungszeit (Stoppuhr auf Monitor – Zeit unter dem Symbol „Kind“ festhalten), die Geburtszeit wird zusätzlich im Geburtsprotokoll notiert, geschätzter Blutverlust (nach Rücksprache mit dem Operateur).
  • Stufe 2 und 1:
    Zusätzlich zur üblichen Dokumentation, notieren von Zeit der Anmeldung, Eintreffen der Frau im OP, Ende Anästhesieeinleitung, Schnitt, Eröffnung des Peritoneums, Uterotomie, Abnabelung und Uterotomie-Entbindungszeit (Stoppuhr auf Monitor – Zeit unter dem Symbol „Kind“ festhalten), die Geburtszeit wird zusätzlich im Geburtsprotokoll notiert, geschätzter Blutverlust (nach Rücksprache mit dem Operateur).

Begleitperson/Management Kind

  • Stufe 1, 2 und 3 in RA:
    Bairhugger fürs Kind auf den Oberkörper der Frau. Partner wird durch Hebamme nach dem Abdecken in den OP Saal geholt und auf den Lehnstuhl an der linken Tischseite gesetzt. Das Kind wird nach dem Abnabeln und der Primärversorgung auf der REA Einheit der Mutter auf die Brust gelegt und mit dem Bairhugger gewärmt. Anästhesie ist für Frau zuständig, Hebamme für das Kind.
  • Stufe 1 in AA:
    Der Partner und das Kind bleiben im Gebärsaal und werden durch die Hebamme betreut

Kindliche pH-Bestimmung

  • Wird durch die Hebamme durchgeführt
  • Bei Problemen mit dem ABGA-Gerät helfen wir den Hebammen

Weiteres

  • Patientin ist als nicht nüchtern zu betrachten
  • Linksseitenlage zur Verhinderung eines aortokavalen Kompressionssyndroms
  • Sauerstoff nur bei Sättigung unter 95% (Eventuell Bildung von freien Radikalen beim Kind)

AnästhesieVerfahren

Regionalanästhesie Verfahren der Wahl!
  • Stufe 3: Spinalanästhesien (Handwechsel nach 10 Minuten)
  • Stufe 2: Spinalanästhesie, PDA aufspritzen
  • Stufe 1: In Rücksprache mit Geburtshelfer und unter CTG Kontolle SSS durch erfahrenen Anästhesisten oder vorhandene PDA aufspritzen. Bei langanhaltender kindlicher Bradycardie und/oder Uterusruptur AA

Spinalanästhesie

  • Bupivacain 0.5% hyperbar 10-12.5mg (Dosisreduktion auf 10mg vorallem bei Patientinnen unter 1.65m oder Adipositas)
  • Sufentanil 5mcg (=1ml)
  • Morphin 0.1mg (0.1ml der Morphin Ampulle 1mg/ml, Insulinspritze!)

CSE

  • Spinal: Bupivacain 0.5% isobar 10mg
  • Epidural: Testdosis Lidocain 2% mit Adrenalin (5mcg/ml): 3ml
  • Aufspritzen nach Niveau mit Lidocain 2% CO2 (oder Chloroprocain 3%) mit Adrenalin (0.1 ml der Adrenalin Ampulle 1mg/ml in 20ml Lidocain/Chloroprocain entspricht 5mcg Adrenalin/ml) oder Ropivacain 0.75% / 1% bis Niveau Th 4
  • Zugabe von 50-100y Fentanyl oder 1.5mg Morphin peridural

PDA aufspritzen:

Die Konversion einer PDA/CSE zur geburtshilflichen Analgesie in eine Anästhesie ist eine ärztliche Tätigkeit und bedarf einer engmaschigen Überwachung mittels Monitoring.
  • Aufspritzen nach Niveau mit Lidocain 2% CO2 (oder Chlororpocain 3%) mit Adrenalin (1:200’000; 0.1 ml der Adrenalin Ampulle 1mg/ml in 20ml Lidocain/Chloroprocain, entspricht 5mcg/ml)
Testdosis Top up
3ml Lidocain 2% mit CO2 (oder Chloroprocain 3%) und Adrenalin 5mcg/ml 10-12ml Lidocain 2% mit CO2 (oder Chloroprocain 3%) und Adrenalin 5mcg/ml bis Niveau Th 4
  • Kein Aufspritzen im Umbettraum ohne Monitoring ausser bei äusserst dringlicher Stufe II mit schlechtem CTG (max. 3ml!)
  • Das Adrenalin dient nicht nur zum Ausschluss einer intravasalen Lage, sondern erhöht auch die toxische Grenze von Lidocain (7 anstatt 5mg/kg)
  • Zugabe von 50-100y Fentanyl vor Schnitt und 1.5mg Morphin peridural nach Abnabelung
  • Intensivierung der Blockade mit 3-5ml Ropivacain 0.75% (bes. bei Chloroprocain 3% empfohlen, wegen weniger dichtem Block und kürzerer Wirkdauer)

ITN

  • RSI
  • Einleitung: Pentothal 4-5mg/kg Schwangerengewicht (oder Propofol 2.5mg/kg) und Succi 1.5mg/kg
  • Bei Hypertonie (z.B. infolge Präeklampsie/Eklampsie) zusätzlich Gabe von Opiaten (z.B. Remifentanil, Alfentanil oder Fentanyl) zur Einleitung zur Vermeidung von Blutdruckspitzen
  • Bis zur Entbindung: Sevoflurane bis max 1 MAC, ev. N2O
  • Nach Entbindung: ausreichend Opiate (Fentanyl, Morphin) (insbesondere nach Sectiones im Gebs)
  • Sevoflurane max 1 MAC, Low flow (Cave: Uterusrelaxation) oder Umstellen auf Propofol
  • Muskelrelaxans nach Bedarf
  • Absaugkatheter, Augen salben und kleben, Bair Hugger
  • postoperativ TAP-Block und Verordnung Fentanyl-PCA

Narkoseführung

  • Keilkissen unter rechtes Becken, resp. Kippen des OP Tisches um 15° nach links zur Verhinderung des aortokavalen Kompressionssyndroms
  • Blutdruckmonitoring bis zur Abnabelung minütlich, dann 3-5 minütlich
  • Erhaltung von Normotension: (Systole >100mmHg)
Herfrequenz < 70/min Herzfrequenz> 70/min
Ephedrin 5-10mg intravenös Noradrenalin (5-10y)
  • Normoventilation, O2 Gabe bei Sättigung unter 92% (bei Regionalanästhesie)
  • Auf Verordnung des Operateurs nach Kindsentwicklung Gabe von 100mcg (= 1ml) Carbetocin (Pabal) langsam über ca. 60 Sekunden intravenös
  • Bei einer Kontraindikation für Carbetocin (Herzkreislauferkrankungen, Präeklampsie, Eklampsie, HELLP, Epilepsie, Nieren-/Lerbererkrankungen) Gabe von 5 IE Syntocinon in 100ml NaCl 0,9% als Kurzinfusion, danach 20 IE Syntocinon in mind. 800ml Ringerfundin über 24 Stunden
  • Nach Abnabelung 4mg Dexamethason i.v. in 100ml NaCl als Kurzinfusion 

Postoperatives Management

  • Sectiones in RA im OP und Notfallsectiones im Gebs OPS: im Gebärsaal
  • Bei Sectiones in Allgmeinanästhesie im OP einer postoperativen Überwachung im Aufwachraum
Der Juckreiz durch die rückenmarksnahen Opiate ist ein häufiges Problem
Gegen den Juckreiz grosszügige intravenöse intraoperative Gabe des mü-Antagonisten Nalbuphin (1-2mg-weise). Das verdünnte Medikament (2mg/ml) kann noch in den Gebärsaal mitgegeben werden 

Schmerztherapie

Intraoperativ

  • bei SSS: 50 mg Diclofenac Supp (am Ende der OP)
  • bei PDA: 1.5- 2 mg Morphin epidural (nach Abnabelung) 50 mg Diclofenac Supp (am Ende der OP)
  • bei ITN: 1 g Paracetamol iv , 75 mg Diclofenac iv und Fentanyl intravenös (nach Abnabelung). TAP-Block vor Ausleitung.

Postoperativ

  • Basisanalgesie mit Paracetamol und Diclofenac fix
  • Verordnung von Oxynorm Kapseln in Reserve, 5mg per oral alle 2-3 Stunden
  • Bei persistierend starken Schmerzen (NRS>6) nachträgliche Verordnung einer iv-PCA mit Fentanyl durch den zuständigen Anästhesisten nach Visite
  • Im Dienst ausnahmsweise nach telefonischer Rücksprache
  • Stopp der Oxynorm Kapseln sobald Fentanyl-iv.-PCA in Betrieb
  • Falls sich schon im Gebärsaal trotz Gabe von Oxynorm ein hoher Schmerzscore von > 6 abzeichnet, kann die PCA (nach telefonischer Rücksprache) schon im Gebärsaal installiert werden
  • Die iv PCAs sollen im AWR Gyni oder nach 19Uhr/ am Wochenende im AWR OG im Haupthaus bestellt werden und von einem Anästhesisten (1503/1501) installiert werden
Mitwirkende Autor/innen

Verantwortlicher Author
KD Dr.med. Mattias Casutt
Oberarzt mbF Anästhesie
KD Dr. med. Jackie Benz
Oberärztin Anästhesie